Die Zukunft der Freisinger Tafel ist gesichert: Schatzmeister Johann May, Vize-Vorsitzende Gundi Kürten und Vereinsvorsitzender Peter Bach (v. l.) nach der Wahl. Foto: Leh
Es stand spitz auf knopf bei der Freisinger Tafel. Eigentlich wollte der Vorsitzende Peter Bach gar nicht mehr antreten. Ein Nachfolger fand sich jedoch nicht. Selbst eine Auflösung des finanziell gut gefütterten Vereins mit fast 50 000 Euro Rücklagen wäre nicht mehr auszuschließen gewesen. Deshalb hat man die Aufgaben jetzt auf mehrere Schultern verteilt.
Freising – Die Freisinger Tafel leistet gute Arbeit. Im vergangenen Jahr hat der Verein über 11 000 Menschen mit knapp 150 Tonnen Lebensmitteln versorgt. Im Schnitt 120 pro Öffnungstag. Eine reife Leistung für die 70 freiwilligen Helfer. Auch finanziell steht der Verein grundsolide da. Mit Stand 31. Dezember 2017 verfügte die Tafel über Rücklagen in Höhe von 48 000 Euro. Und das, obwohl man ein neues Auto und eine Kühlanlage angeschafft hat. Allein an Geldspenden gingen 2017 knapp 36 000 Euro ein. Zahlen, die auch die Mitglieder bei der Jahreshauptversammlung am Mittwoch im Gasthaus „Zum Löwen“ aufhorchen ließ: Einer der Teilnehmer, offenbar ein Helfer, meinte im Scherz gar: „Dann bekommen wir ja künftig Mindestlohn.“ Ein Einwand, den Bach und seine Führungsriege allerdings nicht ernst nahmen. Das Geld könne man mit Sicherheit gut gebrauchen, zum Beispiel für anstehende Renovierungsarbeiten in den Räumlichkeiten der Tafel.
Gestellt wurden auch die Weichen für die Zukunft oder zumindest für die nächsten zwei Jahre. Bach hatte bereits im Vorfeld der Versammlung erklärt, dass er sich künftig definitiv aus dem operativen Geschäft, sprich aus der Organisation und der Verteilung der Ware, zurückziehen werde. Deshalb sei man in einer außerordentlichen, nichtöffentlichen Sitzung im März „zur Zukunft des Vereins“ übereingekommen, mit Gerold Blaumoser eine Art Betriebsleiter einzusetzen – mit Unterstützung von Klaus König, der sich diese Aufgabe laut des Vorsitzenden mit Blaumoser teilt.
Unter dieser Voraussetzung waren sowohl Bach als auch seine Stellvertreterin Gundi Kürten bereit, wieder zu kandidieren. Aus dem Amt schied hingegen Schatzmeister Elmar Stangl. Seine Nachfolge trat Johann May an.
Dass man bei der Tafel mit Krisensituation umgehen kann, machte Bach an einem „Aufnahmestopp für Singles“ fest, den man im Juni 2017 „nicht so aufgebauscht“ habe, wie das bei der Tafel in Essen der Fall gewesen sei und im September „stillschweigend“ wieder aufgehoben habe. Seitdem werden auch an Alleinstehende ohne Familie wieder Waren ausgegeben.
An Wellenbewegungen ist die Tafel gewöhnt. Das zeigt das Beispiel der Außenstelle Allershausen. Wie deren Leiter Günther Jobst den Anwesenden erklärte, seien die Herausforderungen im Zuge der Flüchtlingskrise groß gewesen. Doch nun sei die Nachfrage so weit zurückgegangen, dass man sich entschlossen habe, die Zweigstelle aufzulösen. „Die Schamgrenze in so einem kleinen Ort ist hoch.“ Am Ende hätten lediglich noch zwei Einheimische die Dienste der Tafel in Anspruch genommen.